24.Konzert Bild
17Mär2001

City : Göttingen
Venue : Aula am Wilhelmsplatz
Address : Wilhelmsplatz 1


Programm

Johann Svendsen (1840 – 1911)

Norwegische Rhapsody Nr. 1, op. 17

Andantino – Allegro – Andante – Allegro

Leitung: Christian Kirscht


Édouard Lalo (1823 – 1892)

Konzert für Violoncello und Orchester d-moll

Prélude. Lento – Allegro maestoso
Intermezzo. Andantino con moto – Allegro presto – Andantino – Allegro presto
Introduction. Andante – Allegro vivace

Solistin: Johanna Helm
Leitung: Christian Kirscht

-Pause-


Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

Sinfonie Nr. 5, c-moll, op. 67

Allegro con brio
Andante con moto
Allegro
Allegro

Leitung: Lothar Steinert


Die vier Rhapsodien sind die bekanntesten jener Werke Svendsens, die auf norwegische Volksmelodien aufbauen. Die Melodien stammen zum Großteil aus L.M. Lindemans Sammlung Ældre og nyere norske Fieldmelodier (Alte und neue norwegische Gebirgsmelodien), wo die instrumentalen Tänze meistens die lebhafteren, die Volkslieder die ruhigeren Abschnitte ausmachen. Svendsen, mit seinem sicheren Gespür für die Balance zwischen Form und Inhalt, gibt jeder seiner Rhapsodien ihre spezifische Gestaltung nach dem Charakter der Melodie. Die vier Rhapsodien wurden 1876 – 77 geschrieben. Die Norwegische Rhapsody Nr. 1, op. 17, verwendet nur zwei Volksweisen: Halling (norwegischer Tanz im 2/4 Takt, Andantino – Allegro), und Astrid mi Astrid (Astrid meine Astrid, Andante – Allegro).

Das Pariser Publikum des späteren 19. Jahrhunderts ist nahezu ausschließlich auf großartige Bühnenwerke ein-gestellt und läßt sich nur noch von virtuoser Musik in den Konzertsaal locken. Entsprechend ist auch das Cellokonzert von Édouard Lalo angelegt. Jedem Satz geht eine Einleitung voraus. Der erst Satz beginnt mit einer spannungsvollen Einleitung, in der erst das Orchester, später auch das Cello einige Gedanken voraus nehmen, die im folgenden Allegrosatz verarbeitet werden. Das Hauptthema ist eine markante, kraftvolle Melodie, welche von einem sich im Dreiklang aufrichtenden Motiv geprägt ist. Das Seitenthema, lyrisch gehalten, tritt daneben ganz zurück. Der solistische Part ist sehr virtuos gestaltet, wobei die brillianten Figuren stets thematisch erfüllt sind. Im zweiten Satz geht ein melodiöses Andantino einem temperamentvollen Presto voraus, welches durch rhythmische Verschiebungen reizvoll ist. Der dritte Satz, der nach einem gesanglichen Andante folgt, ist ein effektvolles Scherzo, welches in punktiertem 6/8-Rhythmus am deutlichsten Lalos spanische Herkunft verrät.


Das Konzert
Wie bereits mehrmals in der Vergangenheit, so ist auch dieses Konzert des JSO ein Benefizkonzert. Damit nimmt das Orchester an einem bundesweiten Wettbewerb teil, welcher von der Jeunesses Musicales Deutschland und der UNICEF ausgeschrieben wird.
Wir als Mitglieder des JSO haben dieses Konzert selbständig organisiert. So haben wir zum Beispiel das Plakat entworfen, die Programmhefte gedruckt und Sponsoren gesucht.
Die Einnahmen dieses Benefizkonzertes werden an die UNICEF übergeben.

Das Förderprojekt
Wir haben uns entschieden, mit unserem Konzert das Projekt der UNICEF “Hilfe für Heimkinder in Rumänien” zu fördern. Unsere Wahl ist darauf gefallen, weil wir zu Rumänien starken Bezug spüren. Rumänien gehört geographisch zu Europa und Bukarest ist von Göttingen kaum weiter entfernt als Süd-frankreich. Wir halten es daher für wichtig, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auch auf die Probleme in Osteuropa hinzuweisen.

Rumänien: Hilfe für Kinder in Heimen
Bereits unter der kommunistischen Herrschaft war es für Eltern in Rumänien sehr leicht, schwierige oder ungewollte Kinder in Heime abzuschieben. Seit der politischen Wende hat die Zahl der Heimkinder sogar noch zugenommen. Heute leben rund 100.000 Kinder in den 653 Einrichtungen des Landes. Fast alle dieser Kinder kommen aus sehr armen oder zerrütteten Familien. Mehr als die Hälfte sind behindert. Ein weiterer großer Teil gehört zur Volksgruppe der Roma. Bei 84 Prozent der rumänischen Heimkinder leben noch beide Elternteile. Etwa 14 Prozent sind Halbwaisen und nur zwei Prozent Vollwaisen.

Gerade arbeitslose und arme Eltern in Rumänien halten die Unterbringung ihrer Kinder in Heimen oft für die beste Lösung. Dies trifft besonders auf die Roma zu. Diese nehmen ihre Kinder oft nach Jahren wieder zu sich.

Den Eltern von Heimkindern ist oft nicht bewusst, welche dauerhaften physischen und psychischen Schäden ein langes Heimleben anrichten kann. Denn die staatlichen Heime sind oft in einem erschreckenden Zustand. Meist müssen sich mehrere Kinder ein Bett teilen. Tische und Stühle gibt es nur selten. Kaum ein Kind hat seine eigene Zahnbürste oder Waschutensilien. Kranke Kinder können nur in den seltensten Fällen angemessen betreut werden.
Auch die soziale, psychologische und geistige Entwicklung der Kinder wird in aller Regel völlig vernachlässigt. Das Betreuungs-personal ist nicht angemessen ausgebildet, um den Be-dürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass die Kinder eine sehr ungenügende Schulbildung erhalten. So haben sie nach ihrer Entlassung kaum eine Chance, einen Arbeitsplatz zu finden. Außerdem können sie sich durch die jahrelange emotionale Vernachlässigung nur schwer in die Gesellschaft einordnen.

Was tut UNICEF?
Das UNICEF-Programm für Heimkinder in Rumänien zielt darauf ab, die Situation in den Einrichtungen zu verbessern. Gleichzeitig werden die Behörden dabei unterstützt, die Unterbringung in Wohngruppen und Pflegefamilien stärker zu fördern. Außerdem werden Familien in schwierigen Lebenslagen dabei unterstützt, ihre Probleme gemeinsam mit ihren Kindern zu meistern, um diesen ein Leben im Heim zu ersparen. Das Programm ist zunächst auf Bukarest beschränkt, wo nach amtlicher Statistik 3.630 Kinder in 28 Heimen leben. 715 dieser Kinder sind unter vier Jahre alt.


Johanna Helm wurde 1986 in Bremen geboren. Ihren ersten Cellounterricht erhielt sie im Alter von sechs Jahren bei J.S. Sommer. Seit 1998 ist sie Jungstudentin an der Musikhoch-schule in Lübeck bei Prof. Ulf Tischbirek. Ihren ersten größeren Auftritt als Solistin hatte sie 1997 mit dem Göttinger Symphonie Orchester. 1996,1999 und auch in diesem Jahr errang sie einen 1. Preis im Landeswettbewerb “Jugend musiziert”. Sie wird zusammen mit ihrer Klavierbegleiterin Lotta Kölmel am diesjährigen Bundeswettbewerb in Hamburg teilnehmen. 1998 spielte sie mit dem GSO das 1. Cellokonzert von C. Saint-Saëns. 2000 nahm sie am internationalen Popperwettbewerb für Cellisten in Ungarn teil, im Sommer 2000 folgte ein Meisterkurs im Rahmen des Oberstdorfer Musiksommers bei ihrem Lehrer. Sie ist Stipendiatin der Oskar- und-Vera-Ritterstiftung.


Wir danken allen Instrumentallehrerinnen und – lehrern, die unsere Arbeit unterstützt haben, sei es durch Erarbeitung der Instrumentalstimmen im Unterricht, durch Betreuung der Solisten oder durch Stimmproben.

Mit Teilen aus diesem Programm wird das JSO vom 30.5. – 6.6.2001 in Norwegen (Oslo) konzertieren. Das Orchester erwidert damit den Besuch des norwegischen Jugend-orchesters “Juniorsymfonikerne Oslo”, welches im Oktober des vergangenen Jahres Göttingen besucht hat.

Wer mehr über das Jugend-Sinfonie-Orchester erfahren möchte, findet uns uns im Internet unter:

http://www.dabakus.de/jso

Für die finanzielle Unterstützung für dieses Konzert möchten wir uns ganz herzlich bedanken bei:

Gothaer Versicherungen,
Notabene,
Musikkontor,
Druckerei Saß,
JPC