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21Feb1998

City : Göttingen
Venue : Aula am Wilhelmsplatz
Address : Wilhelmsplatz 1


Programm

Alexander Schimpf (*1981)

Ballade für Sinfonieorchester (Uraufführung)

Leitung: Christian Kirscht


Wolfgang A. Mozart (1756 – 1791)

Konzert für Flöte und Orchester D-dur, KV 314

Allegro aperto
Adagio ma non troppo
Rondeau – Allegro

Solistin: Imke Basting
Leitung: Christian Kirscht

-Pause-


Robert Schumann (1810 – 1856)

Ouvertüre zur Oper “Genoveva”

Leitung: Lothar Steinert


Nasser K. Jahromi (*1958)

Siawaschs Geschichte – aus der Suite für Sinfonieorchester
(Uraufführung)

I Ouvertüre
III Verführung
IV Siawaschs Leid
X Siawasch und Farangis

Leitung: Lothar Steinert


Ballade für Sinfonieorchester

Der Titel “Ballade” ist hier nicht im Sinne der traditionellen Balladenform zu verstehen, sondern steht für eine formal relativ ungebundene Komposition, die von starken Charakterwechseln geprägt wird; dramatischer Ausdruck steht im direkten Gegensatz zu Witz und Ironie. Stilistisch wurde das Werk einerseits durch die Spätromantik, andererseits durch Expressionismus und frühe Moderne beeinflusst; teilweise spielen auch verfremdete Elemente aus dem Jazz eine Rolle.

Die Grundidee des Stückes ist die Verarbeitung und Um-gestaltung eines Kernmotivs, das zu Beginn in den tiefen Streichern erklingt, von anderen Instrumenten aufgenommen wird und im Verlauf des Stückes immer wieder auftaucht. Zunächst erscheint es noch oft in seiner Grundgestalt, wird aber bald rhythmisch verändert und auseinandergenommen. Im sparsamer instrumentierten Mittelteil wird neues motivisches Material verarbeitet und mit dem nun stark abgewandelten Kernmotiv des Anfangs vermischt. Es folgt ein kurzer von den Holzbläsern dominierter heiterer Abschnitt mit parodistischen Zügen, der schließlich in den eher resignativen Schlussteil überleitet. Dieser enthält Reminiszenzen aus allen Teilen des Stückes.

Die “Ballade” wurde 1996/97 für das JSO komponiert.


Alexander Schimpf (geb. 1981) komponiert seit seinem 11. Lebensjahr und war 1996 und 1997 Preisträger des Bundes-wettbewerbes “Schüler komponieren”. Die “Ballade” ist sein erstes Werk für Orchester. Seit 1989 erhält er Klavier- und seit 1992 Violoncellounterricht; er ist mehrfacher Preisträger des Landeswettbewerbes “Jugend musiziert” auf beiden Instrumenten und Mitglied des JSO seit 1996.

Imke Basting, geb.1979 in Göttingen, lernt seit ihrem 9. Lebensjahr Querflöte, zuerst bei Gesine Schellenberg. Imke errang mehrere 1. Preise im Wettbewerb “Jugend musiziert” auf Regional- und Landesebene in der Solo- und Ensemble-wertung. Im Alter von 16 Jahren verbrachte sie ein Schuljahr in Concord, Mass./USA und erhielt Unterricht bei Kathleen Boyd. In dieser Zeit besuchte sie einen Meisterkurs bei Fenwick Smith vom Boston Symphony Orchestra. Zum Abschied von ihrer Schule, Concord Academy, spielte sie das Solokonzert von Mozart in G-Dur für Flöte und Orchester. Im Sommer 1996 bestand sie die Auswahl für einen “flute workshop” des Tanglewood Institute der Universität Boston. Dort hatte sie Unterricht bei Doriot Anthony Dwyer, ehemals 1. Flötistin vom Boston Symphony Orchestra, und Donald Peck, 1. Flötist des Chicago Symphony Orchestra.

Seit 1997 ist ihr Flötenlehrer Professor Lorenz Hellgardt von der Musikhochschule Hannover. Seit1994 ist sie Mitglied im Jugend-Sinfonie-Orchester Göttingen.


Siawaschs Geschichte – Suite für Sinfonieorchester

Siawaschs Geschichte ist ein Ballettstück in zwölf Szenen. Die Geschichte ist ein Teil der persischen Mythologie, die von dem großen persischen Dichter Ferdaussi im zehnten Jhdt. in 50.000 Versen in acht Büchern niedergeschrieben wurde.

Das siebte Buch ist Siawaschs Geschichte: Ein Prinz wird von seiner Stiefmutter Sudabe begehrt, kann ihr Ansinnen aber erfolgreich ablehnen. Um dieses zu beweisen, muß er nach einer alten Tradition durch das Feuer gehen. Er besteht die Prüfung, aber er muß in den Krieg zwischen dem Iran und Turan (heute mittelasiatische Länder) ziehen. Nach dem Krieg kehrt er nicht mehr zum Königshof seines Vaters zurück und geht nach Turan. Dort verliebt er sich in Farangis (die Tochter von Turans König) und heiratet sie. Da er am Hof sehr beliebt ist und geschätzt wird, provoziert er auch Neid und Eifersucht und wird durch eine Intrige ermordet. Von seinem Blut wächst eine Pflanze, die noch immer seinen Namen trägt.

Aus der Suite wurden vier Teile ausgewählt:

– Die Ouvertüre –

Dieser Teil beschreibt die mythische Atmosphäre der Geschichte. Sie erzählt von machtgierigen Königen und namhaften Helden, die von Stärken und Schwächen, wie Verwundbarkeit, Leid und Liebe, geprägt sind.

Dieser Teil ist rhythmisch vom Versmaß der Gedichte beeinflußt, das in den Blechbläsern und Schlagwerk zum Ausdruck kommt.

– Verführung –

Diese Szene schildert, wie Sudabe (Siawaschs Stiefmutter) Siawasch zu verführen versucht.

” Sudabe bot alle Künste auf, Herz und Sinn des Jünglings gefangenzunehmen. Der Harem duftete nach Moschus und Ambra, den Boden bedeckten Teppiche aus China, und an den Wänden glitzerten Gold und Edelsteine. Von fern erklangen Zimbeln und Lauten. Wein und erlesene Speisen. Mädchen, Perlenkränze im Haar, eilten herbei und führten Siawasch in Sudabs Gemach.” So beschreibt Ferdausi die Begegnung. Als Sudabe keinen Erfolg hat, “zerriß sie ihr Gewand und zerkratzte sich Wangen und Hals. Siawasch flüchtet aus dem Saal , aber Sudabes Geschrei und das der anderen Frauen verfolgt ihn.

Die Verführung wird als Tanz dargestellt, der orientalische Rhythmen enthält.

– Siawaschs Leid –

In dieser Szene kann Sudabe dem König glaubhaft machen, daß die Verführung von Siawasch ausblieb. Folglich fühlt sich Siawasch von seinem Vater zu Unrecht behandelt.

Sein Leid wird durch ein langsames Tempo mit langen Phrasen ausgedrückt.

– Siawasch und Farangis –

Als Siawasch an den Königshof von Turan kommt, lernt er dort die Prinzessin Farangis kennen und verliebt sich in sie.

Die Musik besteht aus einem Liebesthema, das sich über ein viertaktiges Ostinato entwickelt.


Nasser Khorrami Jahromi wurde 1958 in Jahrom/Iran geboren. Nach dem Abitur 1977 begann er sein Musik-studium an der Teheraner Universität. Von 1981 bis zur Einreise in die BRD (1985) arbeitete er als Musiklehrer. Von 1987 bis 1991 studierte er Klavier bei Rudolf Kratzert und Komposition bei Dr. Diego Feinstein an der Musikakademie der Stadt Kassel. Nach seinem Examen zum staatlich geprüften Musiklehrer im Jahre 1991, absolvierte er 1993 außerdem die Künstlerische Reifeprüfung. Während des Studiums wurden seine Stücke in internen und öffentlichen Konzerten der Musikakademie der Stadt Kassel vorgestellt. Später wurden in Begleitsprogrammen zur “Dokumenta”, in der Tschechischen Republik, im Zusammenhang mit dem “Offenen Dialog” und bei Rund-funkaufnahmen weitere Stücke aufgeführt. N. K. Jahromi hat in verschiedenen Gattungen komponiert, zum Beispiel Kammermusik, Lieder, einen Zyklus für Sprecher und Orchester. Siawaschs Geschichte als Ballettsuite hat er 1995/96 komponiert.